Steine aus dem Weg räumen: Frühkindliche Lernmöglichkeiten können den Unterschied machen
Sabine Meinck und Agnes Stancel-Piątak
Seit Jahrzehnten stellen Bildungsforscher fest, dass Kindern aus benachteiligten Familien oft der Zugang zu stimulierenden Lernaktivitäten fehlt. [1][2] Eine berühmte Studie von Hart & Risley in 1995 mit dem Titel „The early catastrophe. The 30 million words gap” [Die frühe Katastrophe. Die 30 Millionen Wörter Lücke][3] deckt eine große Lücke in der sprachlichen Exposition von Kleinkindern zwischen Familien mit hohem und niedrigem Einkommen auf. Gleichzeitig ist ein anregendes Lernumfeld zuhause oder in der Kinderbetreuung wichtig für die Entwicklung des Kindes und die späteren Schulergebnisse.
Informationserhebung hinsichtlich frühkindlicher Lernmöglichkeiten
TIMSS und PIRLS[4], zwei internationale Bildungs-Vergleichsstudien der IEA[5], beinhalten eine „Early Learning Survey[6][7]” [Umfrage des frühkindlichen Lernens]. Eltern von Viertklässlern werden gefragt, wie oft[1] sie sich und ihre Kinder mit frühkindlichen Aktivitäten wie dem Lesen von Büchern, dem Erzählen von Geschichten, dem Zählen von Dingen oder dem Spielen mit Bauspielzeug beschäftigt haben, bevor diese in die Schule kamen.
Diese Umfrage hat uns dazu inspiriert zu untersuchen, ob frühkindliche Lernmöglichkeiten in verschiedenen Ländern und Kulturen auf der ganzen Welt für spätere Schulergebnisse wichtig sind. Unsere Analyse umfasste Daten von mehr als 30 Bildungssystemen, die an TIMSS 2011, TIMSS 2015 und PIRLS 2011 teilgenommen haben. Die Ergebnisse wurden in einem Kurzdossier der IEA Compass: Briefs in Education Reihe veröffentlicht.[8]
Hochgebildete Eltern engagieren sich häufiger für Aktivitäten, die das frühkindliche Lernen fördern
Die Analyse zeigt, dass hochgebildete Eltern häufiger mit ihren Kindern in der frühen Kindheit Lernaktivitäten nutzen als Eltern mit einem niedrigeren Bildungsniveau. Dieser Befund gilt für alle Länder.
Frühkindliche Lernaktivitäten stehen im Zusammenhang mit höheren Schulleistungen
Unsere Analyse zeigt auch, dass Schüler, die – nach Angaben ihrer Eltern – häufiger mit frühkindlichen Förderangeboten beschäftigt waren, in den Tests in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft höhere Werte erzielen. Der positive Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von frühkindlichen Förderaktivitäten und Leistung gilt unabhängig vom Bildungsniveau der Eltern.
Kinder hochgebildeter Eltern besuchen häufiger und über einen längeren Zeitraum den Kindergarten
Darüber hinaus besuchten die Kinder von hochgebildeten Eltern im Vergleich zu Kindern von Eltern mit geringerem Bildungsniveau den Kindergarten über einen längeren Zeitraum (Abbildung 1). So besuchten 82% der Kinder, von denen mindestens ein Elternteil einen Universitätsabschluss besitzt, den institutionalisierte Kindergarten für 2 Jahre oder länger, während es nur 69% der anderen Kinder tat.

Warum das wichtig ist und was wir daraus lernen können
Wie häufig Eltern frühkindliche Förderaktivitäten nutzen und die Leistung der Grundschüler hängt auf der ganzen Welt zusammen. Darüber hinaus haben Kinder, die den Kindergarten besuchen, später in der Schule auch ein höheres Leistungsniveau. [9][10][11][12]
Es scheint daher, dass
frühkindliche Lernmöglichkeiten zuhause oder in der Vorschule dazu beitragen
können, die Lernunterschiede zwischen sozial benachteiligten und begünstigten
Kindern zu verringern. Daher empfehlen wir, Anstrengungen zu unternehmen, um
die Teilnahme insbesondere von benachteiligten Kindern an Programmen der
frühkindlichen Bildung, zu erhöhen. Darüber hinaus sollte das Bewusstsein der
Eltern und Betreuer für die lebenslangen Auswirkungen des frühkindlichen Lernens
geschärft werden, und es sollten Möglichkeiten geboten werden, zu lernen, wie
man besser auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen kann.
[1] Antwortmöglichkeiten: Oft, manchmal, (fast) nie